Kürzlich war ich in Hamburg und habe dort meine Freundin Cordula Natusch besucht, die derzeit an der Erweiterung und Neuauflage ihres Reiseführers Hamburg abseits der Pfade arbeitet, der im November 2018 im Braumüller Verlag erscheint. (Nein, das ist kein Partnerlink, an dem ich etwas verdiene, sondern ein Link zu Amazon aus Servicegründen für meine Leser.) Anlässlich meines Besuchs durfte ich sie auf einer Recherchetour durch den Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg begleiten, und zwar mit dem Fahrrad.
Falls Sie in Hamburg jemals ein Fahrrad mieten wollen: Ich empfehle gerne die Zweiradperle in der Altstädter Straße. Wir waren mit der Auswahl, dem Service und dem Zustand der Räder sehr zufriedem. (Auch dies ist keine irgendwie geartete Werbung, sondern eine Empfehlung aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen als ganz normale Kundin.) Bei der Zweiradperle bieten sie auch geführte Radtouren an, aber ich würde für Wilhelmsburg jederzeit die Tour aus Hamburg abseits der Pfade II wählen: Wir hatten einen tollen, abwechslungsreichen Tag. Schön flach ist es in Hamburg ja sowieso, das Radeln ist also keineswegs anstrengend.
Mit dem Fahrrad unterwegs in Hamburg-Wilhelmsburg
Zunächst sind wir zu den Landungsbrücken gefahren und von dort aus weiter mit der Hafenfähre Nr. 73 bis zur Ernst-August-Schleuse. Die Fähre kann mit dem ganz normalen HVV-Ticket benutzt werden. Wie Busfahren, nur viel cooler. Kurz nach der Schleuse musste ich schon wieder vom Fahrrad absteigen, denn hinter einem Straßendamm gab es so tolle Streetart zu fotografieren!
Das wollte ich mir natürlich ganz genau ansehen:
Gefällt mir sehr gut!
Auf der anderen Straßenseite lockte gleich das nächste Motiv.
Da wir ja nicht wegen der Streetart gekommen waren, sondern wegen der Recherchtour, fuhren wir erst einmal weiter nach Wilhelmsburg hinein, bis zum Energiebunker. Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Flakbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der inzwischen zu einem regenerativen Kraftwerk mit Großwärmespeicher ausgebaut wurde. Oben drauf ist ein Café mit dem schönen Namen Vju. Tatsächlich hat man von der Caféterrase aus einen tollen Blick auf die Stadt. Ich habe aber erst einmal das Graffito fotografiert.
Sehr sehenswert: der Inselpark, Willi Villa, eine alte Windmühle und die Bunthäuser Spitze
Vom Energiebunker ist es nicht weit zum IGA-Gelände von 2013, das heute als Wilhelmsburger Inselpark für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Es ist ein ganz reizender Park, in dem auch ein nettes Café liegt, nämlich die Willi Villa.
Spätestens hier war ich davon überzeugt, dass das Gerücht unmöglich stimmen kann, wonach Wilhelmsburg eine „schlechte Gegend“ in Hamburg sei. Wenn Ihnen das jemand erzählt, brauchen Sie es nicht zu glauben. Es ist sicher ziemlich multikulti dort, auch eine witzige Mischung aus Urbanität und Ländlichkeit, vor allem aber richtig schön.
Sehr gepflegt ist es in der Gegend rund um die Kreuzkirche.
Besonders die alte Mühle fand ich toll; so etwas gibt es bei uns im Allgäu nicht!
Sie trägt übrigens den Namen Johanna und es gibt einen eigenen Verein, der diverse Veranstaltungen in der Wilhelmsburger Windmühle organisiert.
Ausgesprochen ländlich wirkt Hamburg-Wilhelmsburg im südöstlichen Bereich. Dort stehen nur noch wenige Häuser, dafür gibt es viele Felder und das Naturschutzgebiet Heuckenlock. Das haben wir uns nicht näher angesehen, sondern wir sind weiter an den südöstlichsten Zipfel der Wilhelmsburger Insel geradelt: an die Bunthäuser Spitze, wo sich die Elbe in die Norder- und Süderelbe teilt. Dort steht sogar ein sehr niedlicher Leuchtturm.
Das Café am Campingplatz nebenan hatte zu, deswegen haben wir hier nur eine kleine Brotzeitpause gemacht und auf die Elbe geschaut. Rechts von der Bunthäuser Spitze beginnt schon Niedersachsen.
Flach, aber interessant: der Energieberg Georgswerder
Das war sicher der lustigste Teil unserer Recherche: Wir suchten die den Energieberg, fanden ihn aber erst nicht, weil er mit seinen 40 Metern Höhe so niedrig ist, dass er hinter Bäumen und Häusern nicht zu sehen war. Im Allgäu würde der nicht einmal als richtiger Hügel durchgehen … es ist sowieso keine natürlich Erhebung, sondern eine ehemalige Mülldeponie. Heute befindet sich darauf zum einen ein Informationszentrum,
zum anderen wird dort tatsächlich Energie für über 4.000 Haushalte gewonnen: durch Windräder, Photovolatikanlagen und das Gas, das bei den Zersetzungsprozessen in der Deponie entsteht.
Auf dem baumlosen Gipfel befindet sich ein Rundweg, von dem aus man weit ins Umland schauen kann.
Wobei der Blick nicht ganz so idyllisch ist, wie ich das vom Alpenrand kenne.
Wie schön, dass ich Hamburg-Wilhelmsburg unter so kundiger Führung und in fröhlicher Gesellschaft kennenlernen durfte! Am besten gefallen haben mir der Inselpark und die Bunthäuser Spitze. Vielleicht schaffe ich es ja einmal zum Mühlentag zur Windmühle Johanna …
Falls Sie sich für weitere Reiseberichte aus Deutschland interessieren, empfehle ich Ihnen auch meinen Post Der Waldmops in Brandenburg – eine Fotosafari auf Loriots Spuren
Huhu, Danke für den Bericht! Viele Dank, dass ihr mit auf meiner Tour begleitet habt. Mittlerweile habe ich noch ein paar sehr nette Ecken ergänzt. Wilhelmsburg ist halt einfach toll.
Liebe Grüße
Cordula
Ich freu mich jedenfalls schon aufs Buch – dann kann ich ja nachlesen, was Du noch ergänzt hast 🙂
Schöner Bericht. Der Mühlentag ist toll, dann wird dort Korn gemahlen und Brot gebacken und man kann die Mühle bis unters Dach besichtigen.
Vervollständigen könnte man die Radtour indem man an der Süderelbe westwärts fährt, in Richtung Finkenriek, unter der Autobahn und den Eisenbahnbrücken hindurch, dann ins Industriegebiet an den Veringkanal und zur Köhlbrandbrücke. Das wäre dann sozusagen das Kontrastprogramm 🙂
Danke, das sind gute Tipps für den nächsten Besuch in Hamburg-Wilhelmsburg!
[…] Menge Recherche drin, wie man auf Barbaras Blog BKR nachlesen kann, die Cordula Natusch auf ihrer Recherche in Wilhelmsburg begleitet […]