Wer Graffiti-Kunst mag, kommt an Streetart von Banksy nicht vorbei. Er ist vermutlich der weltweit bekannteste Streetart-Künstler der Welt, was nicht nur an der Qualität seiner Werke liegt, sondern auch an seiner cleveren Art der Vermarktung. Er betreibt typisches Guerilla-Marketing: Die Öffentlichkeit kennt ihn nur unter seinem Künstlernamen, seine wahre Persönlichkeit und seinen Namen konnte er bisher geheimhalten. Neue Werke entstehen buchstäblich über Nacht und sorgen genauso schnell für Furore. Vor allem, weil sie oft politische oder gesellschaftliche Themen aufgreifen. Aber auch, weil Banksy selbst sie auf seiner Website veröffentlicht und in seinen eigenen Büchern kommentiert.
Streetart von Banksy – meine Sammlung ist klein, aber fein
Da einige seiner ersten Graffiti in Bristol auftauchten, mutmaßen viele, dass Banksy aus dieser Stadt stammt oder zumindest einige Zeit dort lebte.
Banksy in Bristol
2003 tauchte zum Beispiel sein Bild Gevatter Tod in Bristol auf einem Nachtclub-Schiff namens Thekla auf. Da es dort stark von der Verwitterung bedroht war, erlaubte der Künstler dem Bristol Museum, es aus der Außenwand des Schiffs herauszuschneiden. Heute wird es im M-Shed gezeigt, einem höchst sehenswerten Museum zur Stadtgeschichte. So kommt es zu der etwas merkwürdigen Tatsache, dass ein Straßenkunst-Bild nicht auf der Straße, sondern in einem Museum besichtigt werden kann. Immerhin ist der Eintritt kostenlos.
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass Banksy meist Schablonengraffiti macht. Insofern ist der Tod am Steuer auf dem Nachtclubschiff typisch für Streetart von Banksy. Auch was den etwas eigenwilligen Humor angeht. Der zeigt sich auch am zweiten Motiv, das ich aus Bristol mitgebracht habe: der nackte Liebhaber.
Er hängt an einer recht unscheinbaren Hausfassade in der Park Street. Früher war in dem Haus wohl eine Praxis, in der Geschlechtskrankheiten behandelt wurden. Offenbar hat das Bild nicht allen Betrachtern so gut gefallen wie mir, denn irgendjemand hatte es mit Farbbeuteln beworfen. Dabei finde ich die Szene ziemlich köstlich.
Banksy in Dover
Man darf davon ausgehen, dass der Künstler den Brexit für eine schlechte Idee hält. Das entnehme ich jedenfalls seinem riesigen Werk, das er im Mai 2017 in Dover veröffentlichte. Auch hier ist die Fassade unscheinbar. Die blaue EU-Fahne ist aber schon von Weitem zu sehen.
Aus der Nähe kann man sehen, wie ein Handwerker einen Stern aus dem Kreis herausmeißelt. Nicht nur der (britische) Stern zerbröselt dabei, das ganze Ensemble bekommt Risse. Ganz schön traurig, das Ganze.
Banksy in Calais
Richtig traurig ist die Situation in Calais, wo die gesamte Zufahrt zum Hafen durch riesige Metallzäune abgeriegelt ist. Überall sind Kameras, jedes Auto wird penibel untersucht, damit nur ja kein unerwünschter Migrant nach Dover übersetzen kann. Dabei leben immer noch Hunderte unter schlimmen Bedingungen in Calais. Meist haben sie Verwandte in Großbritannien, zu denen sie sich durchschlagen möchten. Dafür nehmen sie notfalls sogar den Tod in Kauf.
Wahrscheinlich deswegen hat Banksy ausgerechnet den Posten der Wasserwacht am Strand gleich neben dem Hafen von Calais als passenden Ort für dieses Kunstwerk ausgesucht.
Sehnsuchtsvoll sieht das Kind hinüber zu den weißen Klippen von Dover. Aber der Geier wartet schon …
Immerhin wurde dieses Werk nicht wie Banksys „Floß der Medusa“ (er hatte es ebenfalls in Calais gemalt) übermalt, sondern mit einer Plexiglasscheibe vor den Elementen geschützt.
Einige schöne Streetarte-Werke habe ich übrigens auch bei meiner Radtour durch Hamburg-Wilhelmsburg entdeckt.